Bolivien
- Sajama 6.542 m
- Illimani 6.462 m
- Cerro Condoriri 5.600 m
- Alpamayo Chico 5.400 m
- Huyana Potosi 6.094 m

 

Vom 25. September bis 24. Oktober 1989 waren Martin Anwander und ich in Bolivien beim Bergsteigen. Zur besseren Akklimatisation fahren wir zunächst nach Copacabana am ca. 3.800 m hoch gelegenen Titicaca-See. Wir setzen über mit einem kleinen Boot auf die Isla del Sol und machen dort in einer traumhaften Landschaft ausgedehnte Wanderungen. Nach unserer Rückkunft in La Paz wird das Bergsteigerzeug gepackt. Wir wollen zum höchsten Berg Boliviens dem 6.542 m hohen Sajama. Nach einer über 300 km langen Fahrt, die teilweise über schlechteste Straßen (knöcheltiefer Staub, Flussdurchfahrten etc.) führt, erreichen wir die Hütten eines Indiohofes. Am nächsten Tag ziehen wir mit zwei Eseln los und finden auf ca. 4.900 m einen Lagerplatz mit einer kleinen Quelle. Ein Wunder in dieser wüstenähnlichen Gegend. Am folgenden Tag errichten wir nach anstrengendem Aufstieg auf ca. 5.400 m ein Hochlagerzelt und hängen mittags noch ein Fixseil in die vor uns liegende Rampe. Es soll uns am nächsten Tag den Aufstieg etwas erleichtern. Um 5 Uhr machen wir uns zum Aufbruch bereit. Nach dem Fixseil erwartet uns meterhohes Büßereis. Obgleich von unten alles glatt ausgesehen hat, brauchen wir in den glasigen Eispyramiden wahnsinnig viel Zeit. Unsere Hoffnung auf bessere Verhältnisse erfüllt sich ein ums andere Mal nicht. Bis auf fast 6.000 m bleibt uns das Büßereis treu. Anschließend werden die Verhältnisse besser, aber der Gipfel lässt dennoch auf sich warten. Erst am frühen Nachmittag stehen wir am 2. Oktober 1989 auf dem höchsten Punkt Boliviens.

Am 6. Oktober verlassen wir wieder La Paz; dem Illimani entgegen. Gleich neben der Straße stellen wir unser Zelt auf (ca. 4.500 m). Dann folgt der Aufstieg zum Nido de Condores, wo wir auf ca. 5.600 m nochmals zelten. In der Morgendämmerung des 8. Oktober 1989 gehen wir los. Zunächst etwa eine Stunde über einen schmalen Schnee- und Eisgrat, dann ziemlich gerade durch die Westwand bis zum Nordgrat und über diesen bis zum höchsten Punkt des Illimani (6.462 m). Im Abstieg stoßen wir auf ein Steigeisen und Teile einer Stirnlampe. Etwa 150 m unter uns sehen wir zwei mit einem Seil verbundene Körper. Sie gehörten zu einer Gruppe mit sechs Chilenen, die im August tödlich abgestürzt sind. In Bolivien werden abgestürzte Bergsteiger, wenn sie an schwer zugänglichen Stellen liegen, nicht geborgen. Schnell verlassen wir den gruseligen Ort und erreichen an der Straße unser Zelt.

Da das Wetter in den folgenden Tagen weniger gut ist, fahren wir erst am 12. Oktober wieder los. Dieses Mal nach Tuni, das Ausgangspunkt für die Condoriri-Gruppe ist. Die Gegend ist faszinierend schön. Wir wollen den Cerro Condoriri (5.600 m) besteigen, der wohl der formschönste Berg der Königskordilliere ist. Zunächst geht es wieder mit zwei Eseln zum Basislager am obersten Tunisee. Tags darauf führt uns unsere Route über steile Schnee- und Eisrinnen auf ein Eisplateau. Nach dessen Querung geht es durch eine sehr steile Eisrinne auf einen langen Grat, der über zwei Aufschwünge in beklemmender Ausgesetztheit zum Gipfel führt (14. Oktober 1989). Nach diesem Erfolg gönnen wir uns einen Ruhetag.

Die beschauliche Ruhe im Basislager hält uns nicht lange. Bereits am 16. Oktober ziehen wir wieder los und besteigen den Alpamayo Chico (5.400 m). Über den Nevado Condoriri (ca. 5.250 m) erreichen wir schon um 10 Uhr den wilden Gipfel.

Als ich im Juni 1993 wieder mit Martin Anwander in Bolivien war, hatten wir weniger Wetterglück. Aber dennoch ist uns am 26. Juni die Besteigung des 6.094 m hohen Huayna Potosi bei herrlichem Wetter gelungen. Ich hatte ihn schon einmal im Februar 1974 auf dem Rückweg vom Aconcagua zusammen mit Hannelore bestiegen.

<< zurück